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Unterhalt ab 18 – Kindesunterhalt für Volljährige

  • Letzte Aktualisierung: 05.07.2024
  • Redakteur: Peter Piekarz

Mit Vollendung des 18. Lebensjahres werden Kinder in Deutschland volljährig. Nun gelten sie vor dem Gesetz als Erwachsene und daher erlischt auch das Sorgerecht der Eltern. Ab diesem Zeitpunkt müssen die Eltern für das volljährige Kind den Unterhalt als Barunterhalt erbringen und das Kind muss sich selbst um die Umsetzung seiner Rechte dahingehend kümmern. Dies gilt besonders bei Kindern, deren Eltern getrennt leben. Hat bisher ein Elternteil den Unterhalt vom anderen Elternteil gefordert, so muss dies nun das volljährige Kind selbst übernehmen. 

Welchen Unterhaltsanspruch hat ein volljähriges Kind?

Die Eltern schulden dem volljährigen Kind über das 18. Lebensjahr hinaus nur Unterhalt (in diesem Fall Barunterhalt), wenn es sich in einer Ausbildung oder Studium befindet, da die Eltern dem Kind den Unterhalt nach § 1610 Abs. 2 BGB bis zu einem berufsqualifizierendem Abschluss schulden.

Der Barunterhalt ist von beiden Elternteilen zu erbringen, im Fall von getrennt lebenden Eltern auch von dem Elternteil, bei dem das Kind lebt. Der Naturalunterhalt in Form von Betreuung hat ab Eintreten der Volljährigkeit keine Bedeutung mehr.

Unterschieden wird dabei zwischen privilegierten volljährigen Kindern und nicht privilegierten volljährigen Kindern, da dies erhebliche Auswirkungen auf den Kindesunterhalt und die Rangfolge hat.

Privilegierte volljährige Kinder

Privilegierte Volljährige sind den minderjährigen Kindern im Unterhaltsrecht gleichgestellt, es gibt hier also keine Rangordnung. Nach § 1603 Abs. 2 BGB ist ein volljähriges Kind privilegiert, wenn es:

  • das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet hat
  • bei den Eltern (oder einem Elternteil) lebt und unverheiratet ist
  • sich in einer allgemeinen Schulausbildung befindet

Nicht privilegierte volljährige Kinder

Sofern das Kind nicht die Voraussetzungen für die Privilegierung erfüllt, greift die Rangfolge im Unterhaltsrecht. Die Eltern müssen zunächst die Unterhaltspflicht für die minderjährigen Kinder und die volljährigen privilegierten Kinder erfüllen. Erst anschließend kommen die volljährigen nicht privilegierten Kinder in der Rangfolge zum Zug um Unterhalt erhalten zu können.

Das umfassende deutsche Unterhaltsrecht sichert den jungen Erwachsenen eine weitreichende finanzielle Unterstützung zu, die von den Eltern zu tragen ist. Obwohl mit dem Erreichen der Volljährigkeit das elterliche Sorgerecht erlischt, besteht über diesen Zeitpunkt hinaus ein Anspruch auf Unterhalt, der sich über den Zeitraum einer Schul- oder Berufsausbildung erstreckt.

Eigenverantwortung als Regelfall

Im Regelfall ist bei Volljährigen davon auszugehen, dass die Kinder für sich selbst verantwortlich sind. Aufgrund der geringeren Verantwortlichkeit Volljährigen gegenüber, ist auch der dem Unterhaltsschuldner zustehende Selbstbehalt höher und liegt 2024 und 2025 bei monatlich 1.750 €. Darin ist eine Warmmiete bis 650 € monatlich enthalten.

Bei volljährigen Kindern, die noch im Haushalt der Eltern oder eines Elternteils wohnen, bemisst sich der Unterhalt nach Maßgabe der 4. Altersstufe der Düsseldorfer Tabelle.

Wie hoch ist der Unterhaltsanspruch und wie wird er berechnet?

Maßgeblich für die Höhe des Unterhaltsanspruchs Volljähriger ist das zusammengerechnete Einkommen beider Elternteile. Beide Elternteile haften als gleichnahe Verwandte für den Unterhalt gleichrangig, jedoch anteilig (quotiell) unter Berücksichtigung ihrer Einkommens- und Vermögensverhältnisse.

Berücksichtigung des Selbstbehaltes

Von diesem Einkommen sind zunächst bei beiden Elternteilen die berufsbedingten Aufwendungen und der ihnen zustehende Selbstbehalt in Abzug zu bringen. Erst nach Abzug des Selbstbehaltes ist die Haftungsquote zu ermitteln. Diese ist mit dem Bedarf des Unterhaltsberechtigten ins Verhältnis zu setzen. Eigeneinkünfte des Unterhaltsberechtigten sind auf seinen Unterhaltsbedarf anzurechnen.

Anrechnung des Kindergeldes

Auch ist das Kindergeld, soweit es von Volljährigen noch bezogen wird, auf den Unterhaltsbedarf in voller Höhe anzurechnen (wohingegen bei Minderjährigen das Kindergeld nur zur Hälfte Anrechnung findet).

Hinweis: Die Unterhaltspflicht ist unabhängig davon, ob beide Elternteile zusammen oder getrennt leben. Auch Ehepaare in Scheidung müssen grundsätzlich gemeinsam für den Unterhalt aufkommen. Den Anspruch auf Unterhalt müssen volljährige Kinder jedoch selbst geltend machen.

Berechnungsbeispiel 1 (2024) – 1 volljähriges Kind

Das Kind ist 20 Jahre alt, studiert und lebt bei der Mutter, ist somit nicht privilegiert. Der Vater hat ein Nettoeinkommen von 2.500 €, die Mutter verdient 2.000 € netto.

Einkommen der Eltern

VaterMutter
Nettoeinkommen2.500 €2.000 €
Pauschale für berufsbedingte Aufwendungen125 €100 €
bereinigtes Netto2.375 €1.900 €
Selbstbehalt1.750 €1.750 €
=Haftungsanteil625 €150 €

Bedarf des Kindes

Das Gesamteinkommen von Vater (2.375 €) und Mutter (1.900 €) ergibt zusammen 4.275 €, so dass sich der Bedarf des Kindes regulär aus der Gruppe 7 der Düsseldorfer Tabelle ergibt (938 €). Da jedoch Unterhalt für nur ein Kind zu zahlen ist, erfolgt die Einstufung in die nächst höhere Einkommensgruppe 8 der Unterhaltstabelle und der Bedarf beträgt 993 €. Hiervon ist das Kindergeld in voller Höhe von 250 € abzuziehen (wird dem Kind ausgezahlt), so dass der bereinigte Bedarf 743 € beträgt.

Bedarf und Einkommen im Verhältnis

Um nun den Anteil am Unterhalt für das über 18 Jahre alte Kind zu berechnen, wird Bedarf des Kindes und Einkommen der Eltern ins Verhältnis gesetzt. Die Formel dafür lautet:

Bedarf x Haftungsanteil / gemeinsamer Haftungsanteil

Vater: 743 € x 625 € / 775 € = 599 €. Allerdings ist der Anteil des Vaters auf den Betrag begrenzt, der sich aus seiner persönlichen Einkommensgruppe 2 der Düsseldorfer Tabelle ergibt. Bei einem Einkommen von 2.375 € liegt der Bedarf für über 18 Jährige bei 724 €. Hier wird das Kindergeld in voller Höhe von 250 € abgezogen, so dass der Haftungsanteil des Vaters schlussendlich bei 474 € liegt.

Mutter: 743 € x 150 € / 775 € = 143 €.

Der Bedarf des Kindes wird in diesem Beispiel mit 474 vom Vater und 143 € von der Mutter gedeckt.

Berechnungsbeispiel 2 (2023) – 1 volljähriges Kind

Das Kind ist 20 Jahre alt, studiert und lebt bei der Mutter, ist somit nicht privilegiert. Der Vater hat ein Nettoeinkommen von 2.300 €, die Mutter verdient 1.800 € netto.

Einkommen der Eltern

VaterMutter
Nettoeinkommen2.300 €1.800 €
Pauschale für berufsbedingte Aufwendungen115 €90 €
bereinigtes Netto2.185 €1.710 €
Selbstbehalt1.650 €1.650 €
=Haftungsanteil535 €60 €

Bedarf des Kindes

Das Gesamteinkommen von Vater (2.185 €) und Mutter (1.710 €) ergibt zusammen 3.895 €, so dass sich der Bedarf des Kindes regulär aus der Gruppe 6 der Düsseldorfer Tabelle ergibt (804 €). Da jedoch Unterhalt für nur ein Kind zu zahlen ist, erfolgt die Einstufung in die nächst höhere Einkommensgruppe 7 der Unterhaltstabelle und der Bedarf beträgt 855 €. Hiervon ist das Kindergeld in voller Höhe von 250 € abzuziehen (wird dem Kind ausgezahlt), so dass der bereinigte Bedarf 605 € beträgt.

Bedarf und Einkommen im Verhältnis

Um nun den Anteil am Unterhalt für das über 18 Jahre alte Kind zu berechnen, wird Bedarf des Kindes und Einkommen der Eltern ins Verhältnis gesetzt. Die Formel dafür lautet:

Bedarf x Haftungsanteil / gemeinsamer Haftungsanteil

Vater: 605 € x 535 € / 595 € = 544 €. Allerdings ist der Anteil des Vaters auf den Betrag begrenzt, der sich aus seiner persönlichen Einkommensgruppe 3 der Düsseldorfer Tabelle ergibt. Bei einem Einkommen von 2.185 € liegt der Bedarf für über 18 Jährige bei 691 €. Hier wird das Kindergeld in voller Höhe von 250 € abgezogen, so dass der Haftungsanteil des Vaters schlussendlich bei 441 € liegt.

Mutter: 605 € x 60 € / 595 € = 61 €. Allerdings liegt hier ein Mangelfall vor. Der Mutter verbleiben nach Abzug des Selbstbehalts (1.710 – 1.650 €) lediglich 60 €, so dass ihr Haftungsanteil entsprechend auf die 60 € begrenzt ist.

Der Bedarf des Kindes wird in diesem Beispiel mit 441 € vom Vater und 60 € von der Mutter gedeckt.